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Die Situation

Es war eine völlig neue Situation.

Aber ist nicht jede Situation völlig neu?

Genau dies dachte Jesel in diesem Moment nicht.

Er sah genau diese Situation und nicht jede.

Er sah sie an.

Genau.

Und er wusste eines, sicher, dies war, ganz sicher, eine völlig neue Situation.

Nur wusste er nicht, warum, aber daran dachte er nicht.

Überhaupt nicht.

Überhaupt dachte er an etwas völlig anderes.

Schon wieder "völlig", dachte Jesel.

Ich habe genug, dachte er plötzlich, ich will jetzt nur die Situation schauen und mich nicht in der Mannigfaltigkeit der Implikationen der Semantik verlieren.

Ach, dachte er da, was habe ich da nur gedacht?

Um sich von unfruchtbaren sprachlichen Erörterungen abzulenken, schloss er kurz die Augen, drehte sich zweimal um die eigene Achse und dachte an frei im Raum schwebende Quader und zylinderförmige Gebilde.

Das half. Als er die Augen wieder öffnete, war das erste, was er bemerkte, die Neuartigkeit dieser Situation, derer er nun vollends gewahr wurde.

Nur – und das war die entscheidende Frage, die sich Jesel sofort stellen musste – und er tat dies ohne zu zögern – neuartig, ja, aber in welchem Bezugsfeld?

Und diese Frage konnte er nicht beantworten.

Aber das konnte er nicht wissen.

Keiner konnte dies wissen.

 

Nachfrage (anstelle eines Nachwortes):

Wo fängt eine Situation eigentlich an?

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